VSCO Keys: Tastatur-Shortcuts als Turbo für den Lightroom-Workflow

Mit ihren Film-Emulatoren für Lightroom haben sich die Entwickler von VSCO bei Hochzeitsfotografen längst einen Namen gemacht. Weniger verbreitet ist ein Plugin, das die Lightroom-Regler, die sich sonst nur mit der Maus oder dem Trackpad hin und her schieben lassen, auf die Tastatur zaubert: VSCO Keys. Ein Produktivitäts-Tool, das ich nicht mehr missen möchte.

 

Update vom 1.9.2015: Per Mail hat VSCO heute angekündigt, VSCO Keys nicht länger zu vertreiben. OS X El Capitan and Windows 10 werden nicht mehr unterstützt.

Update vom 17.9.2015: VSCO Keys ist ab sofort quelloffen und frei verfügbar. Jetzt hoffen wir mal auf findige Entwickler, die VSCO Keys für die nächsten Lightroom-Versionen und Betriebssysteme fit machen. Oder kennt ihr Alternativen? Ich freue mich über Hinweise in den Kommentaren.

Update vom 4.11.2015: VSCO Keys auf OS X 10.11 El Capitan: läuft!

Dass ich mit der Performance von Lightroom nicht zufrieden bin, habe ich an anderer Stelle schon erwähnt. Ein schneller Prozessor und viel Arbeitsspeicher bringen die Software zwar halbwegs zum Laufen, aber die Zeit, die Lightroom beispielsweise allein mit dem Import einer 16-GB-Speicherkarte verbringt, reicht locker für einige Tassen Kaffee. (Pro-Tipp am Rande übrigens: beim Import immer gleich Vorschauen in höchster Qualität erstellen lassen, dann lässt es sich später flüssiger damit arbeiten.)

Das Gefühl, nur (zu) langsam mit Lightroom arbeiten zu können, kommt aber auch von der Art der Bedienung. Wer als Hochzeitsfotograf mit 3000 Bildern nach Hause kommt und davon 500 oder 600 im Detail bearbeiten muss, legt normalerweise gefühlt Hunderte Meter mit der Maus zurück: dieses Foto noch ein bisschen heller, hier etwas kräftigeres Schwarz, dort ein bisschen Vignette, jetzt weniger Sättigung, und bei jedem zweiten Bild muss auch noch am Weißabgleich gedreht werden. Nach einem Tag hinter dem Rechner schmerzt die rechte Hand da mehr als nach einer 10-Stunden-Reportage mit der Vollformat-DSLR.

Jeder Lightroom-Regler bekommt seine eigene Taste

Die Erlösung heißt VSCO Keys. Obwohl ich davon bestimmt schon mal gehört oder gelesen hatte, musste mich erst ein Kollege auf einem Workshop für Hochzeitsfotografen noch einmal darauf aufmerksam machen (danke, Matthias!). VSCO Keys ist ein mächtiges Plugin, mit dem sich jede einzelne Taste individuell belegen lässt. Individuelle Tastenprofile lassen sich online über die Website erstellen. Doch schon die Standardeinstellung ist sehr durchdacht. Nach der Installation nistet sich das Zusatzmodul – sobald Lightroom 3, 4 oder 5 gestartet ist – in der Menüleiste ein (beim Mac; es gibt aber auch eine Windows-Version) und lässt sich mit der Esc-Taste aktivieren. Dann reagieren alle Tasten auf die individuell zugewiesene Funktion.

In der VSCO-Standardeinstellung bleibt die linke Hand auf der Tastatur liegen und hat Zugriff auf die wichtigsten Werte, die bei den meisten Fotos individuell angepasst werden müssen: Weißabgleich, Belichtung, Sättigung. Die rechte Hand wechselt von den Cursor-Tasten, wenn nötig, zur Vignettierung oder zu Tools wie Beschneidung oder Bereichsreparatur. Der Wechsel zur Maus ist dann nur noch für das Geradeziehen oder Beschneiden oder für tatsächliche Retuschearbeiten im Bild erforderlich. Wichtige Shortcuts wie P zum markieren oder die Ziffern zum bewerten und einfärben der Fotos bleiben unangetastet.

Mit den Umschalt-, Steuerungs-, Wahl- und Befehlstasten lassen sich jeweils die Intervalle vergrößern oder verkleinern oder weitere Funktionen aufrufen. So erhöht die Taste R die Farbtemperatur um 300 Kelvin; in Kombination mit Shift sind es 1000, mit Alt 100. Das ist präziser und zweckmäßiger, als es das Verschieben eines Reglers vermag.

Äußerst praktisch auch: mit dem Bindestrich rechts unten werden die Einstellungen des vorherigen Fotos komplett auf das aktuelle Bild übertragen.

Tastenkombinationen auch für die wichtigsten Presets

Und was mir besonders gefällt: auch der Ausflug in den langen Vorgaben-Ordner auf der linken Seite des Bildschirms fällt dank VSCO Keys aus. Auf cmd-1 bis cmd-0 habe ich mir die wichtigsten Voreinstellungen in Farbe und schwarzweiß gelegt, mit denen ich meine Fotos bearbeite. So wechsle ich mit einem Tastendruck zwischen verschiedenen Lichtstimmungen und Bildstilen, wo ich vorher mit der Maus erst zum richtigen Preset durchscrollen musste.

vsco-keys-screenshot

 

Kompliziert? Nur bei den ersten Fingerübungen. Bereits nach der ersten komplett bearbeiteten Hochzeit fühlte ich mich in der neuen Tastaturbelegung fast zuhause, mittlerweile sind die meisten Shortcuts ins Muskelgedächtnis übergegangen. Zum Nachschlagen liegt aber immer noch ein Spickzettel auf dem Schreibtisch, auf dem jede einzelne Tastaturbelegung dokumentiert ist. Ein entsprechendes PDF lässt sich nach der Konfiguration der eigenen Shortcuts bequem von der VSCO-Website herunterladen.

Aktuell kostet VSCO Keys knapp 60 Dollar im VSCO-Store. Wer bereits eines der beliebten Film-Pakete besitzt, erhält noch mal 25 Prozent Loyality Discount. 14 Tage lang lässt sich die Erweiterung kostenlos ausprobieren. Für jeden, der regelmäßig mit Lightroom arbeitet (und dabei schneller werden will), ein absoluter Pflicht-Download, wie ich finde.

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Johanna
23. September 2015
Ach cool, dass VSCO keys jetzt open source ist, wusste ich noch gar nicht. Dann besteht ja noch Hoffnung. Ich hatte mir ansonsten mal Motibodo angeschaut, aber davon gibt es leider keine Testversion und es ist auch ziemlich teuer. Eine Alternative könnte auch Pfixer sein, habe ich mir gerade runtergeladen. Aber am elegantesten fand ich bisher doch immer VSCO ...
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